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Ostergedanken - Teil I

 

Als unsere Mädchen im Kindergarten- und Grundschulalter waren, kamen meine Schwiegereltern in der Zeit vor Ostern immer bei uns vorbei, schnappten sich die beiden und machten sich auf eine Osterbrunnen-Tour durch die umliegenden Dörfer der fränkischen Schweiz.

 

Zwischen Palmsonntag und dem Weißen Sonntag sind nach alter Tradition viele Dorfbrunnen in Franken mit bunten Ostereiern und Bändern geschmückt. Teilweise wird bereits kurz nach Weihnachten mit dem kunstvollen Bemalen der Eier begonnen, manchmal sind es auch stabile, wetterfeste Plastikeier. Ursprünglich stammt der Brauch aus den wasserarmen Gebieten der nördlichen Fränkischen Alb, was die Vermutung nahe legt, dass man die Brunnen schmückte, um die Bedeutung des wertvollen Wassers zu würdigen. Die Anordnung der Eier entspricht meistens einer Krone, der Osterkrone. Inzwischen ist der Brauch wohl auch über Franken hinaus verbreitet.

 

 

In vielen deutschen Kinderzimmern scheint sich der Osterhase einen ungleichen Kampf mit Jesus zu liefern. Während der niedliche Hoppelhase süße, bunte Eier versteckt, ist die Geschichte vom Kreuz trotz Auferstehungs-Happy End nicht so leicht zu vermitteln. Ich will ehrlich sein. Obwohl ich mich selbst als Christ bezeichne, Gottes Existenz mal mehr mal weniger in meinem Leben spüre (gibt es eigentlich Christen, die nicht zweifeln?) und hoffnungsvoll an meinem Glauben festhalte, ist das Kreuz auch für mich schwer zu begreifen.

 

 

Es fällt unter das "Mysterium des Glaubens", eine der großen Fragen, mit der ich Gott - wenn ich ihm mal von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen sollte, wohl konfrontieren werde. Ich halte mich hier an 1. Korinther 12,12: "Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich's stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin."


So vermittle ich es auch meinen Kindern, die inzwischen nicht mehr so klein sind. Ihr kindlicher Glaube ist vielen Fragen gewichen und so muss das auch sein beim Erwachsenwerden. Will ich als Mutter glaubhaft bleiben, muss ich ehrlich und authentisch sein, darf meine eigenen Fragezeichen nicht leugnen.

 

 

"Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht." (Hebräer 11,1) Auch eine wichtige, lieb gewonnene Bibelstelle für mich. Zusammen mit dieser Aussage lassen sich Zweifel und Fragen aushalten. Ja, sie sind sogar hilfreich und können mich weiterbringen.

 

 

Und der Osterhase? Er gehört zu unserer Frühlingsdeko. Dahingehend bin ich ein richtiges Kind geblieben. Ob Oster-, Weihnachtsdeko oder Jahreszeitentisch, unsere Kinder bräuchten das alles nicht mehr (genießen die Atmosphäre im Haus aber trotzdem, glaube ich) und ich verteidige es notfalls mit meinem Pädagogen-Gen. Einige Stücke sind schon alt und erzählen Geschichten. Ich liebe unsere Klavierhäschen, auch, wenn dem großen Hasen seit Jahren ein Ohr fehlt. Die handbemalten Holzeier an unserem Osterstrauch mag ich auch sehr gerne. Einige sind alt, andere habe ich vor Jahren auf einem Künstlermarkt dazu gekauft. Und dann gibt es noch die wunderschönen Filzfiguren. Zu jeder Jahreszeit eine Andere. Das Ostermädchen hält ein Nest in den Händen, in dem ein kleines Häschen sitzt.

 

 

In unserem Flur steht ein Nest aus Naturmaterial, in dem Vogeleier liegen. Sie sind aus dem Vogelhäuschen im Garten und wurden nie ausgebrütet. Nach der Brutzeit haben wir sie herausgenommen. Seitdem gehören sie mit zur Osterdeko. Das Ei als Fruchtbarkeitssymbol gab es schon in vorchristlicher Zeit. Es steht für neues Leben und passt damit auch sehr gut zur christlichen Osterbotschaft. Neben dem Nest liegt ein kleines Kreuz aus Olivenholz. Es ist in seiner Schlichtheit einfach wunderschön.

 

Ich muss das Mysterium des Kreuzes nicht gänzlich begriffen haben, um sie zu empfinden:

Die Osterfreude - ich trage sie in mir und gebe sie weiter.

 

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