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Garteneinsatz

Frühling. Die Sonne scheint. Es treibt uns raus ins Freie. Im Garten erwarten mich vertrocknete Sträucher vom letzten Jahr und frisches Unkraut. Nicht nur die Frühjahrsblüher sprießen wieder. Den ganzen Winter über hat mich der Garten im wahrsten Sinn des Wortes kalt gelassen. Jetzt bekommt er wieder Aufmerksamkeit.

 

 

Letztes Wochenende haben wir die Ärmel hochgekrempelt und losgelegt. Es gab viel zu tun. Thilo riss die alten selbst gebauten Kästen ab, in denen ich jedes Jahr Kräuter und Gemüse ziehe. Das Holz war morsch geworden. In den nächsten Wochen werden wir es durch ein richtiges Hochbeet ersetzen. Darauf freue ich mich heute schon. Wenn die Sonnenstrahlen an Kraft gewinnen und im Sommer der Grill angeworfen wird, kann ich meinen Nudelsalat wieder mit Rosmarin, Zitronenmelisse, Ruccola und Basilikum aus eigener Ernte würzen. Und Zucchini ernten. Und Tomaten und ... .

 

 

Auch mein Hängesessel baumelt wieder an einem der dicken Holzbalken unseres Dachüberstandes. Ich muss mich nur noch reinsetzen, mir die Sonne auf die Nase scheinen lassen und zuhören, wie das Wasser vom Bachlauf in den Teich plätschert. Die Wasserpumpe funktioniert auch wieder seit letztem Wochenende. Im Herbst habe ich Heldin beim Schneiden der vertrockneten Kräuter das im Beet versteckte Kabel der Teichpumpe durchgeschnitten. Gott sei Dank war kein Strom drauf.

 

 

Ich gehöre wahrlich nicht zu den Menschen, die einen grünen Daumen haben oder im Beackern des Gartens ihre Erfüllung finden. Ginge es nach mir, ich würde am liebsten einen Gärtner beschäftigen und dann genießen, wie schön es überall blüht, Kräuter und Gemüse ernten und vielleicht ab und zu mal gießen. Wenn ich mich dann aber mal aufgerafft habe und das Unkraut für den Moment besiegt ist, verspüre ich schon eine gewisse Befriedigung, die man wohl nur kennt, wenn man selbst Hand angelegt und sich angestrengt hat.

 

 

Beruhigend, Kraft spendend, Zufriedenheit auslösend. Warum haben Gärten - und sei es der kleinste auf dem Balkon - eine solche Wirkung auf uns?

 

"Im Herzen trägt der Mensch den Traum vom Paradies", las ich kürzlich. Und weiter: "Kein Zufall also, dass die Menschen über alle Jahrtausende hinweg speziell in ihren Gärten den ewig unerfüllten Traum vom Paradies einzulösen suchten: von den hängenden Gärten der Semiramis - einem der sieben Weltwunder der Antike - über die Klostergärten des Mittelalters mit ihren Paradiesgärtlein bis hin zu den Wellnesslandschaften unserer Tage, in denen wir den Ort des himmlischen Friedens so perfekt wie möglich zu simulieren suchen." (Regula Freuler: "Die Gärten der Mönche", Heyne-Verlag, 2004)

 

 

Es stimmt, in der Bibel tauchen immer wieder Gärten auf. Vom Ursprung der Geschichte im Garten Eden bis zum Garten Gethsemane. Die vier Jahreszeiten werden gerne mit unserem Leben verglichen: Säen, wachsen, aufblühen, Ernte bringen, verblühen, sterben und Frucht bringen. Ein Kreislauf, der sich im Garten gut beobachten lässt. Der Begriff "Kindergarten" verdeutlicht schöner als die fachliche korrekte Bezeichnung "Kindertagesstätte", dass Kinder einen Ort und Menschen brauchen, wo sie behütet (auf-)wachsen und sich entwickeln können.

 

 

Der Garten - ein Sinnbild für unser Leben. Vielleicht sollte ich das nächste Mal daran denken, wenn ich im Beet knie und Unkraut von Zierkraut trenne.

 

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