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Das Weihnachtskartendesaster

 

Jedes Jahr flattern im Dezember eine Menge Weihnachtskarten in unser Haus. Ich mag das sehr gerne. Es macht mir bewusst, wie viele Freunde und Verwandte wir haben, die an uns denken, und ich hänge alle im Flur auf. Am Ende sind es richtig viele. Am liebsten mag ich die mit Familienfotos. Grinsten uns vor einigen Jahren etliche Babygesichter an, wurden aus dem Nachwuchs unserer Freunde - wie auch unserem eigenen -  inzwischen Schulkinder und (fast) junge Erwachsene. Und noch etwas fällt auf: Der Anteil an Karten mit Fotomotiven reduziert sich. Und ich weiß genau warum. Auch unsere Mädels wollen inzwischen mitreden, wenn es um die Auswahl der Bilder geht.

 

Früher legte ich jedes Jahr im Dezember einen Fotosession-Tag mit den beiden ein. Sie trugen mit Begeisterung Engelsflügel und Weihnachtsmannmützen, posierten Flöte spielend oder auf dem Schlitten, bis ich das richtige Bild im "Kasten" hatte. Jahrelang bearbeitete mein Mann die Fotos am PC, druckte sie aus und schnitt zu. Irgendwann entdeckten wir dann die Vorzüge diverser Online-Anbieter, die einem diese Arbeit abnehmen. Der abendliche PC-Einsatz erfolgte dann nur noch, wenn wir zu spät dran waren. Auch das kam vor. Nicht nur einmal. ;-)

 

 

Irgendwann wurde das mit den Fotos schwieriger. Die Session mit Weihnachtsmannmütze und Basketball ließ die 11jährige noch über sich ergehen. Im nächsten Jahr wurde es dann peinlich als die lieben Eltern sich dachten, es könnte witzig sein, Fotos mit Weihnachtsmannbart, Rentiernase und Co zu machen. Die (vor-)pubertierenden Kinder murrten. Im nächsten Jahr war dann definitiv Schluss mit lustig. Seitdem wählen wir Fotomotive aus dem vergangenen Jahr, die nach Zensur genehmigt oder abgelehnt werden.

 

 

Wie bereits erwähnt, bin ich nicht immer rechtzeitig dran mit der Kartenproduktion. Also beging ich im letzten Jahr den Fauxpas, den Online-Auftrag an einem arbeitsfreien Vormittag kurz vor Weihnachten zu erteilen, ohne Berater, Bildauswahl nach bestem Wissen und Gewissen. Unsere Kinder sind großzügig. Die Karten durften verschickt und verteilt werden, aber gänzlich einverstanden waren die beiden nicht. In diesem Jahr sollte alles anders sein. Und wieder wurde nichts draus. Die Adventszeit ist 2018 aber auch wirklich besonders kurz und die Gedanken an die Weihnachtspost kamen mir natürlich immer, wenn die Mädels nicht zu Hause waren. Gott sei Dank fiel mir das Foto ein, bei dem alle Beteiligten halbwegs zufrieden mit ihrem äußeren Erscheinungsbild sind. Also schritt ich mal wieder unauthorisiert zur Tat: Bild hochladen, Layout wählen (der Schnee passte wunderbar zu dem Schwarz-Weiß-Foto), abgerundete Kanten, Hochglanz, fertig. Meine Familie freute sich über die Bildauswahl. Aufatmen, alles richtig gemacht! Wenige Tage später - gerade noch rechtzeitig, um für Weihnachten verschickt zu werden - lag die Lieferung im Briefkasten: Qualitativ hochwertig, tolle Schrift. Aber was war mit dem Foto passiert? Ich kann es mir nicht erklären, aber wir sind irgendwie verzerrt abgebildet. Sophia leicht schief, der Rest mit etwas zu breiten Gesichtern und eigenartig untersetzt. Das Ganze aber dezent, dass es auf den ersten Blick nicht auffällt. Uns natürlich schon. Eine Freundin von mir meinte über die Abbildung meines Mannes: "Die Karte ist wirklich schön. Und, wer Thilo kennt, weiß doch, dass er schlanker ist."

 

Was will  man dazu noch sagen? Und das fünf Tage vor Weihnachten. Bei einem der wenigen Online-Dienste, die nicht schon auf der Startseite darauf hingewiesen hatten, dass eine Lieferung vor Weihnachten nicht mehr garantiert werden könne. Was jetzt? Ich hätte nicht gedacht, dass ich derart eitel bin. Aber diese dumme Weihnachtskarte kostete mich ein paar Stunden Schlaf. Das Gedankenkarussell drehte sich: Die nicht ganz billigen Karten in die Tonne schmeißen oder nicht? Einen Last-Minute-Versuch in der Drogerie mit zwei Buchstaben starten oder nicht? Die Hälfte der Post hatte ich ohnehin schon verschickt, weil sie sonst nicht rechtzeitig angekommen wäre. Aber wollte ich diese Karte wirklich weiter unter unseren Freunden und der Familie verbreiten? Ich wollte nicht und besuchte den Drogeriemarkt. Fand heraus, dass man dort auf den letzten Drücker Karten für kleines Geldes erstellen kann und legte los. Die Motive waren gar nicht mal schlecht. Der Ausdruck hat mich dann doch nicht überzeugt. Unsere Weihnachtswünsche muss man mit der Lupe suchen. Die meisten unserer Freunde sind - wie wir - um die vierzig. Das ist das Alter, wo man beim Lesen so langsam beginnt, mit der Armlänge zu jonglieren, bis man sich irgendwann doch in sein Schicksal fügt und die erste Lesebrille kauft. Diese frustrierende Erkenntnis muss einen ja nicht gerade bei der Weihnachtspost treffen.

 

Jetzt liegen also zwei Stapel Karten bei uns herum. Lina hatte kürzlich Besuch und Elli wählte für ihre Eltern die erste Variante (edel, große Schrift, untersetzte Personen). Meine oben bereits erwähnte Freundin entschied sich für dieselbe. Also ist die Sache beschlossen. Wobei, wenn es nach Sophia ginge ...

 

 

Solltet ihr Weihnachtspost von uns bekommen, ihr wisst ja: So sehen wir gar nicht aus. Und, falls ihr sie aufhängen wollt, so wie ich das mache: Die Karte hat auch eine sehr schöne Rückseite. ;-)

 

In diesem Sinne ... frohe Weihnachten !

 

 

P.S. Weihnachtsferien sind Familienzeit. Bitte nicht wundern, wenn es auf dem Blog in den nächsten beiden Wochen ruhig bleibt. Wir sehen uns im neuen Jahr wieder. Kommt gut rüber!

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