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Bücherliebe - Ein Plädoyer für das geschriebene Wort

 

Am Freitag war ich zum ersten Mal auf der Frankfurter Buchmesse. Wie nicht anders zu erwarten, hätte ich mehrere Tage dort verbringen können. Hallen voller Bücher, Autoren, Verlagsmitarbeiter und Leser. Dazu die Möglichkeit, in Neuerscheinungen zu blättern und Autoren zu begegnen. Für eine Buchliebhaberin wie mich ein kleines Paradies.

 

"Von allen welten, die der mensch erschaffen hat, ist die der bücher die gewaltigste." (Heinrich heine)


Ein Buch vermag so viel:

Es lässt mich in andere Welten abtauchen, alles um mich herum vergessen und entspannen.

Es fesselt mich, berührt mein Innerstes und raubt mir auch schon mal den Schlaf.

Es lehrt mich, erweitert meinen Wissenshorizont und hilft mir dabei, meine eigene Meinung zu bilden.

 

Kinder begegnen mit Büchern zum ersten Mal dem geschriebenen Wort. Auch für sie eröffnet sich - erst durch Vorlesen, später beim selbstständigen Lesen - eine neue Welt. Fantasie, Wissen und Sprache erschließen sich über Bücher. Nicht umsonst nimmt das Vorlesen viel Raum in Krippe und Kindergarten ein (und hoffentlich auch in der Familie), gibt es Lesepatenschaften in Grundschulen und neuerdings auch bei der ehrenamtlichen Arbeit mit Geflüchteten.

 

"ein haus ohne bücher ist arm, auch wenn schöne teppiche seine böden und kostbare tapeten und bilder die wände bedecken." (hermann hesse)

 

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich es als Kind genossen habe, wenn mir vorgelesen wurde. Auch, wenn es schon lange her ist, sehe ich noch vor mir, welche Bilder dabei vor meinem inneren Auge entstanden. Zum Beispiel die prächtigen Farben des bunten Mantels, den Josef von seinem Vater geschenkt bekam und um den ihn seine Brüdern so beneideten (Kinderbibel). Oder die traurigen Blumenmärchen, deren Verfasser mir leider nicht bekannt ist. Ich weiß nur, dass sie wirklich melancholisch waren, aber so schön. Das Buchcover war hellblau mit roten Blumen. Schon verrückt, was aus der Kindheit so hängen bleibt.

 

Eine weitere Situation kommt mir in den Sinn: Diesmal war ich die Mutter und unsere älteste Tochter vielleicht ein Jahr. Ich saß dauertelefonierend auf dem Sofa und Sophia war erstaunlich ruhig. So ruhig, dass ich fast besorgt war. Ein Blick zu meinen Füßen zeigte mir ein total zufriedenes Baby, das sich in aller Ruhe und mit wachem Blick durch Bilderbücher blätterte. Herrlich! Was für ein Vorrecht ist es, in eine lesende Familie hineingeboren zu werden und ganz selbstverständlich mit Büchern aufzuwachsen. Wer das genossen hat, gibt es weiter. Von einer Generation zur nächsten. Deshalb finde ich die Idee der Lesepaten auch so gut und unterstützenswert, damit alle Kinder in diesen (Lese-)Genuss kommen.

 

"lesen ist ein großes wunder." (Marie von ebner-eschenbach)

 

Lesen bildet. So mancher Text fordert heraus und bereichert uns dann. Während meines Studiums musste ich für das Philosophie-Seminar einen von Weizsäcker-Aufsatz analysieren. Er hieß "Ein Gespräch mit Freud". Ich kaute an diesem Text und tat mich schwer, den roten Faden herauszuarbeiten. Also holte ich meinen damaligen Freund an Bord. Fragt mich bitte nicht mehr nach den genaueren Inhalten des Aufsatzes, aber ich weiß, dass wir uns den Text gemeinsam erarbeiteten, und dass es letztendlich sogar richtig Spaß gemacht und uns bereichert hat. Nach dem Aufsatztitel habe ich übrigens gerade meinen Mann gefragt. Er wusste sofort, wovon ich sprach. Mit dieser Textanalyse hat er sich für die Ehe mit mir qualifiziert. 😂

 

"lesen ohne nachdenken macht stumpf; nachdenken ohne lesen geht irre." (bernhard von clairvaux)

 

Das geschriebene Wort hat Macht. Nicht umsonst wurden in Deutschlands dunkelsten Stunden Bücher verbrannt. "Wenn ich Diktator wäre, würde ich das Ausleihen von Büchern gesetzlich verbieten." sagte William Saroyan. Geschriebene Wahrheiten können Menschen mit schlechten Absichten schon mal gehörig Angst einjagen. Zurecht. Leider gibt es auch den umgekehrten Fall. In Zeiten von fake-news werden gezielt Unwahrheiten verbreitet und man muss schon genau hinsehen, aus welchen Quellen man seine Informationen bezieht. Erziehung zur Medienkompetenz ist eine große pädagogische Aufgabe der heutigen Zeit. Nicht nur für Kinder.

 

 

Ich mag viele Arten von Büchern. Skandinavische Krimis, gute Romane, (pädagogische) Fachliteratur, Ernährungs- und Kochbücher ...

Nach meinen Lieblingsbüchern gefragt, nenne ich drei. Und die ändern sich auch nicht. Es kommt höchstens (eher selten) mal eines dazu. Das Erste schaffte es vor fast dreißig Jahren auf die Liste, das Zweite 1997 (wie gut, dass ich das Jahr auf der Innenseite festgehalten habe) und das vorerst Letzte in diesem Sommer.

 

Und dann gibt es noch ein besonderes Buch, außer Konkurrenz sozusagen: die Bibel. Wer meinen Blog liest, weiß, dass ich Christ bin, und da wäre es außergewöhnlich, wenn man so gar nichts mit der Bibel anzufangen wüsste. Aber, obwohl ich mich seit meiner Jugend zum christlichen Lager zähle, habe ich mit dem Buch der Bücher lange Zeit gerungen. Es lag daran, dass ich meinte, die Bibel und ihre Aussagen wortwörtlich nehmen zu müssen. Damit kam ich nicht so gut klar. Es gab etliche Widersprüche für mich, Jesus kam häufig ziemlich arrogant rüber und manches ließ sich einfach nicht mit meiner Sicht der Dinge vereinbaren. Inzwischen bin ich "lockerer" geworden, sehe vieles eher bildlich als konkret (schließlich hat Jesus oft in Gleichnissen, also Bildern, gesprochen) und diskutiere manches auch mit meinem Gott aus. Ich bin davon überzeugt, dass jeder hier seinen eigenen Weg finden muss. Allerdings kann ich euch die Angst nehmen, dass ein "natürlicher Umgang" mit Gottes Wort den Glauben verwässert oder gar von Gott entfernt. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn die Bibel das "lebendige Wort" ist, kann sie - zumindest meiner Überzeugung nach - nicht statisch, sondern muss dynamisch sein. Gott geht mit der Zeit und das schon ziemlich lange. Ein und dieselbe Textstelle kann mich an einem Tag total umhauen, weil sie so passend ist, während sie mir am anderen gar nichts zu sagen hat. Zuletzt erlebte ich das, während ich nach einer ärztlichen Diagnose (Gott sei Dank war es letzten Endes nichts wirklich Schlimmes) voller Angst und Panik auf weitere Befunde wartete. Die Tageslosung, die mir gleich am Morgen begegnete und darüber hinaus noch von einer guten Freundin geschickt wurde, war: "So spricht der HERR: Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen. Siehe, ich will dich gesund machen." (2. Könige 20,5)

 

Ich könnte hier noch ewig weiterschreiben, denn ich bin der Überzeugung, dass sich in der Bibel - richtig gelesen und verstanden - viele Lösungen für unsere heutigen Probleme finden lassen. Vom Umgang mit Flüchtlingskrisen über ökologische Landwirtschaft ist alles dabei. In diesem Sinne: eine klare Leseempfehlung für den erstaunlich aktuellen Klassiker!

 

"die heilige schrift lesen heißt, von christus rat zu holen." (franz von assisi)

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