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Christkindlesmarkt-Impressionen und mehr

Leise rieselt der Schnee, die Dämmerung geht in Dunkelheit über. Warm verpackt schlendere ich mit meiner Familie über den Nürnberger Christkindlesmarkt. Wohlgerüche von gebrannten Mandeln, Glühwein und Kinderpunsch, Nürnberger Bratwürsten und Lebkuchen vermischen sich in der Luft. Posaunenklänge weihnachtlicher Weisen klingen an mein Ohr ... . Soweit die Idealvorstellung eines Weihnachtsmarktbesuchs.

 

Stattdessen: Die vorweihnachtliche Mischung aus Schulaufgaben schreiben bis zur letzten Woche, Basketballtraining und Zahnarztterminen lässt uns als Familie den überschaubaren, aber schönen Weihnachtsmarkt in Lauf genießen. Mit Nürnberg wird´s dieses Jahr eher nichts. Der Schnee vom Wochenende ist gerade mal wieder weggetaut (immerhin schneit es in diesem Jahr bisher pünktlich zu jedem Adventswochenende, was will man mehr?).

Aber ich bin nunmal eine hoffnungslose Weihnachtsromantikerin und der Christkindlesmarkt gehört für mich einfach dazu. Was also tun?

 

Ich mache mich völlig unromantisch an meinem freien Tag - Mann in der Arbeit, Kinder in der Schule - alleine auf in die "große Stadt". Nasskaltes Wetter, kein Posaunenchor weit und breit. Dafür liegt Weihnachtsduft in der Luft. Und ich kann mich erstaunlich gut in der Stadt aus Tuch und Holz bewegen. Christkindlesmarkt am Wochenende ist einer der eher seltenen Anlässe, bei denen ich mich über meine Körpergröße von über 1.80 m freue, weil mein Kopf noch aus der Menschenmasse herausragt und ich so keine Platzangst bekomme.

 

Überhaupt ist einiges anders als sonst. Es sind etliche Kindergartengruppen unterwegs und viele Menschen mit Behinderungen. Hier und da wird an den Ständen geplaudert, die Leute haben Zeit, wirken entspannt.

Polizeipräsenz fällt mir auf. Sämtliche Zufahrtswege zum Christkindlesmarkt sind von Straßensperren oder Polizeifahrzeugen blockiert. Kein schöner Gedanke, dass so etwas notwendig ist. Aber auch die Polizisten scheinen gut gelaunt und winken den vorbeilaufenden  Kindergartenkindern zu.

 

Ich muss sagen, ich mag es, mich durch die Stadt treiben zu lassen, ohne Geschubse und Gedränge. Ich mag es, dass Menschen hier sind, die mit dem Massenansturm wahrscheinlich noch weniger zurecht kommen als ich und die jetzt hier entspannt mit mir über den Weihnachtsmarkt schlendern.

 

Kein "Leise rieselt der Schnee", kein Posaunenchor, keine leuchtende Stadt nach Einbruch der Dämmerung. War das nicht auch damals an der Krippe so? Keine Weihnachtsstimmung im eigentlichen Sinne. Oder gerade doch.

Dieses besondere Baby wurde nicht in eine heimelige, von Posaunenchorklängen umrahmte "Merry Christmas"-Stimmung hineingeboren. Es kam nicht (nur) zu den Reichen und Schönen dieser Welt.

Jesus wurde für alte und junge, behinderte, gesunde und kranke, arme und reiche, fröhliche und trauernde, einsame und suchende Menschen geboren. Für Menschen mit Fehlern. Für Menschen wie dich und mich.

 

Viele hatten damals auf die Geburt eines mächtigen Königs gewartet und bekamen doch etwas ganz Anderes: Keinen, der Eroberungskriege führt und Macht ausübt. Sondern einen, der ganz Mensch wurde. Einen, der mich so, wie ich bin, versteht, liebt und begleitet. 

In diesem Sinne: Merry Christmas!


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